Johanniterkeller Twann BE
Seit exakt einem Vierteljahrhundert feilen Martin Hubacher und seine Frau Michaela Gabriel an ihren Crus am Bielersee, die in kargen, kalkreichen und leicht sandigen Lehmböden reifen. Und schreiben hier eine perfekt anmutende Winzerstory, in der es keinen Stillstand, keine spektakulären Wendungen, dafür stete Weiterentwicklung gibt. Chasselas und Burgundersorten stehen im Fokus, ergänzt mit Spezialitäten wie Sauvignon Blanc und Saint-Laurent. Weil sie mit Herzblut bei der Sache sind, haben sie sich auch immer wieder mit neuen Entwicklungen befasst. So keltern sie seit 2016 auch naturbelassene Weine, etwa den Oräntsch, eine maischenvergorene und minimal oder gar nicht geschwefelte Spezialität aus der Neuzüchtung Nobling (Chasselas x Silvaner). Oder den MIRUM, einen intrazellulär vergorenen und in Barriques gereiften Chardonnay. Wichtig für die Qualitätsentwicklung war die Güterzusammenlegung von 2009. Seitdem bewirtschaften sie anstelle von ehemals 35 nur mehr fünf Parzellen, die alle ein eigenständiges Terroir repräsentieren und mit den passenden Sorten bestockt sind. Obwohl Martin Hubacher mit 56 Jahren im «idealen Winzeralter» ist, sucht er zusammen mit seiner Frau bereits eine Nachfolgeregelung. «Die Übergabe eines Weingutes ist doch komplexer als ein Autoverkauf. Wir streben einen sanften Übergang an, der auf dem erarbeiteten Knowhow fundiert», sagt Michaela Gabriel. Vielleicht hat die Aussicht, dass sie in ihrem Leben noch etwas Neues anpacken können, eine beflügelnde Wirkung. In den letzten Jahren häufen sich jedenfalls die Ehrungen. Die Kür zum «Weingut des Jahres» im Rahmen des Grand Prix du Vin Suisse markiert diesbezüglich einen neuen Höhepunkt. Das nährt die Hoffnung, dass die Erfolgsstory dieser Domäne weitergeht.
Seit 700 Jahren
Der Name des Gutes, Johanniterkeller, lässt sich historisch ableiten. Im 13. Jahrhundert gehörte das Haus bei der Twanner Kirche dem Johanniterorden. 1528 wurde das Gut vom Kanton übernommen, der es Mitte des 19. Jahrhunderts an die Familie Hubacher verkaufte. 1994 übernahm der jetzige Patron, Martin Hubacher, den Betrieb. Die Domäne bewirtschaftet sechs Hektar Reben, die sich auf fünf Parzellen zwischen Schafis und Wingreis verteilen. In den bis zu 50 Prozent geneigten Hängen am Jurasüdfuss ist die vorherrschende Kalkbraunerde der entscheidende Faktor, um Weine von grosser Eleganz und hoher Mineralität in die Flaschen zu bringen.