Cave de la Côte Tolochenaz (VD)
Erstmals erringt die Cave de la Côte den prestigeträchtigsten Titel beim Grand Prix du Vin Suisse und darf sich als «Weingut des Jahres» feiern lassen. Dieser Erfolg zeichnete sich seit langem ab. Schon seit Jahren ist die grösste Kellerei der Waadt gewissermassen Dauergast auf dem Podium. 2018 errang sie mit dem Gamaret Réserve Collection Inspiration 2015 einen Kategoriensieg. Das Jahr zuvor glänzte sie mit dem Bernardin Collection Bernard Ravet 2015. Der vollmundige, würzige Merlot konnte sich in der gewöhnlich von den Tessiner Weinen dominierten Kategorie auf dem zweiten Rang behaupten. Auch mit ihren Schaumweinen war die Kellerei wiederholt erfolgreich. Etwa 2014, als sie mit der Cuvée Auguste Chevalley Brut den Sieg in dieser Kategorie errang.
Ein Herz für den Chasselas
Der Wegbereiter dieses beachtlichen Erfolges ist ein aussergewöhnlich kompetenter Önologe, zu dessen eindrucksvollem Repertoire sowohl druckvolle Rotweine als auch elegante Schaumweine und erfrischende Rosés gehören. Vielleicht hatten die Unternehmensleiter dies ja bereits im Hinterkopf, als sie 2003 den 30-jährigen Önologen aus Chile anwarben. Rodrigo Bantos Grossvater war in den 30er Jahren aus der Zentralschweiz nach Chile ausgewandert. Er selbst studierte an der Universität von Santiago und arbeitete anschliessend in verschiedenen grossen südamerikanischen Weingütern, bevor er sich entschloss, in die Heimat seiner Vorfahren zurückzukehren. Damals befand sich der Chasselas selbst im Weingebiet La Côte auf dem Rückzug. Rote Spezialitäten waren angesagt. Doch viele Kellereien in der Schweiz bekamen diese Rebsorten nur schwer in den Griff. Die Genossenschaftskellerei gewann mit Rodrigo Banto einen Spezialisten, der sich auf diesem Gebiet bestens auskennt.
Julien Hoefliger (links) und Rodrigo Banto, Direktor und Önologe der Cave de la Côte. Foto: z.V.g.
Allerdings reichen die Kompetenzen des Önologen weit über die Erzeugung von Spezialitäten hinaus. Rodrigo Banto beherrscht auch den Chasselas mit Meisterhand. Nicht umsonst trug er beim Mondial du Chasselas bereits zwei Siege davon. 2016 setzte sich die Cave de la Côte, damals noch unter dem Namen Uvavins, mit dem Morges Vieilles Vignes 2015 durch. Für den Önologen ist dieser Wein «die Frucht zweier Selektionen: den besten Trauben von über 20 Jahre alten Rebstöcken in den Rebbergen um Morges und den besten Gärbehältnissen und Fässern. Diese gelun-gene Kombination ergibt einen Chasselas, der mittlerweile zum Kultwein aufgestiegen ist.» Zwei Jahre später konnten sich Kellereichef Julien Hoefliger und Verkaufsleiterin Sylvie Camandona beim Mondial du Chasselas in Aigle erneut über den «Weltmeistertitel» freuen. Damals hiess der Preisträger Mont-sur-Rolle La Montoise 2017.
Die beiden genannten Weissweine sind heute die Paradeweine der Linie Esprit Terroir, die Julien Hoefliger wie folgt beschreibt: «Traditionelle Chasselas-Weine für Puristen, mit denen wir unser Know-how bei der Erzeugung dieser symbolträchtigen Weissweine unter Beweis stellen und die Vielfalt der Region zur Geltung bringen.» Dieses Leitbild gehört eindeutig zu den Erfolgsfaktoren der Kellerei, denn La Cave de la Côte verdankt ihren Titel zwei Chasselas-Weinen der Linie Esprit Terroir: Coteau d’Aubonne 2018 und Luins Bravade 2018 belegten die beiden Spitzenränge der Kategorie Chasselas.
Spannender Dreikampf um den Sieg
Mit zwei nominierten Weinen (nur die Basler Siebe Dupf Kellerei war mit drei Finalisten besser aufgestellt) und zwei Preisträgern (wie Siebe Dupf und das Zürcher Weingut Gehring) hatte die Cave de la Côte gute Aussichten auf die höchste Auszeichnung. Den Ausschlag gab schliesslich ein drittes Kriterium, das Grosskellereien allerdings meistens eher zum Nachteil gereicht: das Verhältnis von eingereichten zu prämierten Weinen. Mit sage und schreibe 21 Gold- und Silbermedaillen in elf der 13 Kategorien des schweizweiten Wettbewerbs gelang der Genossenschaftskellerei eine wahre Meisterleistung.